Projektwirtschaft = Kommunikation


»Die Welt von morgen ist eine Welt der Projektwirtschaft. Laut einer Studie der Deutschen Bank wurden im Jahr 2007 etwa 2 Prozent der Wertschöpfung in Deutschland über die Projektwirtschaft erbracht. Im Jahr 2020 werden es bereits 15 Prozent sein. Diese Entwicklung hat mehrere Ursachen: Wissen multipliziert sich schneller und früher getrennte Wissensgebiete wachsen zusammen. Die Nachfrage nach komplexen Produkten und Leistungsangeboten steigt. Gleichzeitig bleibt der Kostendruck hoch und Innovationen sind weiter risikobehaftet. Unternehmen stellen sich diesen Herausforderungen, indem sie in wissensintensiven Bereichen zunehmend mit anderen Unternehmen kooperieren. Das können Mittelständler sein, die sich auf Spezialgebiete konzentriert haben, oder auch große Unternehmen, die auf den gleichen Märkten aktiv sind und außerhalb des Kooperationsbereichs als Wettbewerber auftreten.

Um Spitzentechnologien und neue, wissensintensive Dienstleistungen zu entwickeln und zu vermarkten, gehen die Unternehmen zeitlich befristete Kooperationen ein, oft in Form rechtlich selbstständiger Organisationen. Diese temporären Projektorganisationen existieren entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Sie zu steuern stellt nach Ansicht der Deutschen Gesellschaft für Projektmanagement (GPM) eine der zentralen Aufgaben für das Projektmanagement der Zukunft dar. Damit verstärkt sich ein Trend, der zu Beginn der 1990er Jahre bereits das traditionell eher methodenorientierte Projektmanagement ergänzte und hinterfragte: die Auseinandersetzung mit dem Faktor Mensch.

Projektmanagementpraktiker hatten bereits damals den Eindruck, bei der Optimierung der ‚harten‘ Faktoren wie Zeit- und Ressourcenplanung, Finanzierung, Projektsteuerung und Projektmanagement-Werkzeuge an eine Obergrenze zu stoßen. Das eigentliche Potenzial sahen sie in Themenbereichen wie Zusammenstellung und Führung von Teams, Motivation, Sozialkompetenz, Projektkultur und Lernen, kurz: der Projekt-Soziologie und -Psychologie. Deren Bedeutung und Attraktivität als Forschungsgebiet dürfte mit der Entwicklung zu einer immer mehr von Projektarbeit geprägten Wirtschaft auch in Zukunft hoch bleiben.

In den Empfehlungen der Projektmanagementexperten zur Gestaltung der weichen Faktoren tritt mit erstaunlicher Regelmäßigkeit immer wieder ein Thema in den Vordergrund: die Projektkommunikation. In der Ratgeberliteratur wie auch in wissenschaftlichen Aufsätzen wird ihr eine hohe, wenn nicht die entscheidende Bedeutung für den Projekterfolg beigemessen.«

Quelle: Matthias Freitag: Projektmanagement und Projektkommunikation – zum Forschungsstand, in: Freitag/Müller/Rusch/Spreitzer (Hrsg.): Projektkommunikation. Strategien für temporäre soziale Systeme [2011], S. 11-12 (kursive Hervorhebungen von mir).

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