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Wie sich der kostenrechnerische Reduktionismus selbst ad absurdum führt…

(jm)

Immaterielle Vermögenswerte einer Organisation besitzen keine unmittelbare physische Substanz, es sind also weder physische Anlagen noch physische Güter. Sie sind zu unterscheiden von finanziellen Mitteln (z.B. Aktien, Wertpapieren, Bankguthaben, liquiden Bargeldbeständen). Es handelt sich also bei immateriellen Vermögenswerten – vereinfacht ausgedrückt – um wirtschaftliche Vorteile, die weder unmittelbar durch materielle noch direkt durch finanzielle Güter geschaffen werden, die aber dennoch letztlich die Wettbewerbsvorteile, Alleinstellungsmerkmale und Erfolgspotenziale der Organisation antreiben und das Geschäftsergebnis bestimmen.

Entscheidend ist dabei nicht nur das immaterielle Vermögen im allgemeinen, sondern insbesondere der Teil, der auf dem schwer(er) imitierbaren impliziten, körpergebundenen Wissen der Organisation beruht. Den Anteil dieser immateriellen Erfolgsfaktoren am Geschäftsergebnis erfasst weder die traditionelle Bilanzierung noch die klassische Gewinn- und Verlustrechnung; ja, diese liefern tendenziell sogar die falschen, entgegengesetzten Steuerungsempfehlungen.

Zur Verdeutlichung ein – nicht ganz ernstgemeinter – Bericht einer Unternehmensberatung über ihren Besuch bei den Berliner Philharmonikern:

»Die vier Oboisten haben sehr lange nichts zu tun. Die Nummer sollte gekürzt und die Arbeit gleichmäßig auf das ganze Orchester verteilt werden, damit Arbeitsspitzen vermieden werden.

Die zwölf Geigen spielen alle dasselbe. Das ist unnötige Doppelarbeit. Diese Gruppe sollte drastisch verkleinert werden. Falls eine größere Lautstärke erwünscht ist, läßt sich das durch eine elektronische Anlage erreichen.

Das Spielen von Zweiunddreißigstelnoten erfordert einen zu großen Arbeitsaufwand. Es wird empfohlen, diese Noten sämtlich in den nächstliegenden Sechzehntelnoten zusammenzufassen. Man könnte dann auch Musikschüler und weniger qualifizierte Kräfte beschäftigen.

In einigen Partien wird zu viel wiederholt. Die Partituren sollen daraufhin gründlich durchgearbeitet werden. Es dient keinem sinnvollen Zweck, wenn das Horn eine Passage wiederholt, mit der sich bereits die Geigen beschäftigt haben. Werden alle überflüssigen Passagen eliminiert, dann dauert das Konzert, das jetzt zwei Stunden in Anspruch nimmt, nur noch schätzungsweise zwanzig Minuten, so daß die Pause wegfallen kann.

Der Dirigent streitet die Berechtigung dieser Empfehlungen nicht ab, fürchtet jedoch, die Einnahmen könnten zurückgehen. In diesem unwahrscheinlichen Fall sollte es möglich sein, Teile des Konzertsaals völlig zu schließen, wodurch sich die Kosten für Licht, Personal und so weiter einsparen ließen. Schlimmstenfalls könnte man ihn ganz schließen und die Leute in das Konzertkaffeehaus schicken…«.

Quelle des Zitats: Oswald Neuberger [1990]: „Was ist denn da so komisch? – Thema: Der Witz in der Firma“, 2. Auflage 1990, S. 219-220.

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Wissensbilanzierung in Bibliotheken nach der Methode »Wissensbilanz – Made in Germany«

(jm)

Zu den prämierten Abschlussarbeiten für den B.I.T.online-Innovationspreis 2010 gehört die Bachelorarbeit von Anna Kathrin Klug »Wissensbilanzierung in Bibliotheken: Chancen und Probleme bei der Anwendung des Modells Wissensbilanz – Made in Germany«.

Die Arbeit von Klug [2010] verdeutlicht einmal mehr, dass nicht nur privatwirtschaftliche Unternehmen entscheidend von der Durchführung einer »Wissensbilanz – Made in Germany« profitieren können, um ihre Prozesse und ihre Wertschöpfung zu verbessern, sondern auch und gerade Vereine, Non-Profit-Organisationen und öffentliche Einrichtungen, z.B. Bibliotheken. Damit einher geht natürlich der Perspektivenwechsel, die Beschäftigten nicht länger ausschließlich als Kostenfaktor der Gewinn- und Verlustrechnung anzusehen, sondern als partizipative Werttreiber in der gesamten Wertschöpfungskette – und damit als entscheidende (Mit-)Gestalter des zukünftigen Erfolges der Organisation aus Kundensicht.

Da traditionelle Finanzbilanzen und die üblichen vergangenheitsorientierten Finanzkennziffern nichts über die Entwicklung und Steuerung dieses schwer greifbaren »immateriellen Vermögens« (bzw. des »intellektuellen Kapitals«) einer Organisation auszusagen vermögen – und damit auch eine controllingtechnische Erklärungslücke hinsichtlich der zukünftig optimalen Ressourcenallokation für diese Organisation offen lassen –, kann eine workshopbasierte Bewertung nach der Methode »Wissensbilanz – Made in Germany« des Fraunhofer IPK entscheidend dazu beitragen, Rückschlüsse auf notwendige Anpassungen im Mitarbeiter-Know-how, im Beziehungs-Know-how und im Struktur-Know-how der Organisation zu ziehen.

Die Arbeit von Klug [2010] macht dies genauso deutlich wie die Arbeit von Alexander Schuster [2009] (siehe dazu »Wissensbilanzierung als zukünftiger Standard für Bibliotheken?«). Auch Klug erläutert zunächst kenntnisreich die theoretischen Grundlagen und gibt einen Überblick über ausgewählte Methoden zur Erfassung, Messung und Steuerung des »intellektuellen Kapitals«. Ebenso liegt das Hauptaugenmerk in beiden Arbeiten auf der praktischen Umsetzung des Modells »Wissensbilanz – Made in Germany« speziell in Bibliotheken. Hierzu werden Beispiele und Empfehlungen aufgeführt, die speziell Bibliotheken bei der workshopbasierten Durchführung der Methode unterstützen können. Ich wünsche diesem Buch nicht nur einen Regalplatz in allen Bibliotheken, sondern mindestens auch einen prominenten Platz auf dem Schreibtisch jeder Bibliotheksleitung.

Eine 46-seitige Leseprobe finden Sie hier.

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Immaterielles Vermögen im Journalismus: konsequenter Fakten-Check

(jm)

Unter einseitigen, reduktionistischen Kosten- und Renditegesichtspunkten im derzeit dominierenden Sparjournalismus ist es unausgesprochen nur lästige Bremse im Workflow und überflüssige Kostenposition, aus Sicht der zukunftsorientierten Wissensperspektive aber unverzichtbar für das immaterielle Vermögen eines jornalistischen Medienunternehmens – und damit für seine existenzielle Glaubwürdigkeit aus Kundensicht: konsequenter, hartnäckiger, professioneller Fakten-Check.

Sehen Sie selbst:

ZAPP vom 31.03.2010 [mit Pfeiltaste rechts zum 3. Beitrag klicken]

Meine Prognose: Würden journalistische Medienunternehmen nicht länger nur unter einseitigen Kosten- und Renditegesichtspunkten ihr immaterielles Vermögen kaputtsparen, sondern das strategische Managementinstrument der »Wissensbilanz – Made in Germany« konsequent für die ganzheitliche Unternehmenssteuerung und die abgeleitete Maßnahmen- und Projektpriorisierung einsetzen, würden solche Fakten-Checker und professionellen Rechercheure schnell ein Mehrfaches ihrer Gehälter für ihr Medienunternehmen wert sein …

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Wissen, wie man Wissen managt

(jm)

Die aktuelle und zukünftige Bedeutung der unternehmerischen Ressource »Wissen« ist für kleine und mittelgroße Unternehmen kein einfach zu fassendes Phänomen. Mit dem soziohistorischen Übergang von der »einfachen« ersten Moderne zur wissensbasierten »reflexiven« Moderne versagten und versagen ihren Entscheidungsträgern »einfache« lineare Fortschreibungen bisher gültiger Annahmen, Definitionen, Erfahrungssätze und Gewissheiten. Das gilt nicht nur für bewusste und unbewusste Modelle und Konzepte rund um den »Produktionsfaktor Wissen«, sondern verstärkt auch für das Verständnis von Management an sich. Nicht wenige Industrie- und Handelskammern spüren den irreversiblen Wandel – und immer mehr reagieren.

»Gerade dem Mittelstand war es bisher nicht immer möglich, von den existierenden Modellen und Konzepten in ausreichendem Maße zu profitieren. Gerade deshalb beschäftigt sich die Südwestfälische Industrie- und Handelskammer zu Hagen seit einigen Jahren verstärkt mit der Entwicklung von neuen Wissensmanagementkonzepten«, berichtet Hans-Peter Rapp-Frick, Hauptgeschäftsführer der SIHK zu Hagen, im aktuellen Newsletter »Weiterbildung aktuell«, Ausgabe 1/2010 (Download hier).

Als Absolvent des Blended-Learning-Lehrgangs »Wissensmanager (IHK)« bin ich für diese Newsletter-Ausgabe um einen Erfahrungsbericht gebeten worden (nachzulesen auf Seite 1):

Erfahrungsbericht eines Absolventen des Lehrgangs »Wissensmanager (IHK)«

»Mit dem Thema ›Wissen als unternehmerische Ressource‹ beschäftige ich mich ungefähr seit 1998«, berichtet Jörg Michael. »Als ich den Zertifikatslehrgang Wissensmanager im SIHK-Katalog sah, wusste ich sofort: Das ist mein Kurs.« Der gelernte Diplom-Kaufmann, Verlagskaufmann und Fachjournalist gehört zu den Absolventen des IHK-Zertifikatslehrgangs.

»Das Wissen der Mitarbeiter eines Unternehmens zu managen gehört zu den größten Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. Da dieses Wissen jedoch von jedem Mitarbeiter individuell konstruiert wird und an die Person gebunden ist und bleibt, kann es nicht in der gleichen Weise gemanagt werden wie die klassischen Produktionsfaktoren«, fügt der 42-Jährige hinzu. »Es geht darum, das in den Köpfen verteilte Wissen – und besonders das implizite Wissen – über die Geschäftsprozesse in tatsächlichen Kundennutzen zu verwandeln.«

»Um meine Kompetenzen in diesem Bereich zu aktualisieren, habe ich 2008 den Blended-Learning-Lehrgang bei der SIHK Hagen belegt. Gerade das Zusammenspiel von Präsenztagen und Online-Vertiefung war uns als Lerngruppe sehr wichtig«, zieht Jörg Michael ein positives Fazit. »Insbesondere die vielfältigen Verknüpfungen zwischen der Wissensthematik und dem strategischen Managementinstrument der ›Wissensbilanz – Made in Germany‹ waren für mich neu. Unser Dozent, Robert Freund, hat uns dieses Neuland äußerst kompetent, humorvoll und mit zahlreichen thematischen Querverweisen nahe gebracht«, beschreibt Jörg Michael seine persönliche Lehrgangssicht.

Herausforderungen die Stirn bieten

Dabei blieb er nicht stehen: »Weil die Wissensstrategie eines Unternehmens und auch die Erkenntnisse aus einer ›Wissensbilanz – Made in Germany‹ heute stärker denn je in Form von Projekten durchgeführt werden, habe ich anschließend bei Robert Freund noch den weiteren Blended-Learning-Lehrgang ›Projektmanager (IHK)‹ belegt, um mich auch in diesem Kompetenzenbereich weiterzuentwickeln. Das ist doch eines der besten Komplimente für einen Dozenten«, fasst er seine gewonnenen Anregungen zusammen – und resümiert: »Ich empfehle beide Lehrgänge letztlich jeder Führungskraft, jedem Geschäftsführer oder Projektmanager, um auf die komplexen Herausforderungen der zunehmend projektbasierten ›Wissensgesellschaft‹ besser eingestellt zu sein.««

Mein Artikel ist ebenfalls in der »Südwestfälische Wirtschaft«, der Kammerzeitung der SIHK zu Hagen, in der Ausgabe 2/2010 auf S. 23 nachzulesen.

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»Wissensbilanz – Made in Germany«: Moderatorentreffen 2010

(jm)

Das traditionelle jährliche Moderatorentreffen zur »Wissensbilanz – Made in Germany« findet dieses Jahr am 7. Mai in Eschborn statt. Gastgeber ist die Arbeitsgemeinschaft für wirtschaftliche Verwaltung e.V. (AWV). Erwartet werden ca. 30 bis 40 Moderatoren des Arbeitskreises Wissensbilanz (AK-WB).

Ziel des Wissensbilanz-Moderatorentreffens ist es, möglichst alle ausgebildeten Moderatoren des Arbeitskreises an einem Tag an einem Ort zusammen zu bringen, um aktuelle Entwicklungen rund um die »Wissensbilanz – Made in Germany« zu diskutieren und einen persönlichen Erfahrungsaustausch zu ermöglichen.

Geplante Themen beim Wissensbilanz-Moderatorentreffen 2010:

  • Aktuelles aus dem Projekt »Wissensbilanz – Made in Germany« (Phase IV)
  • Qualitätsanforderungen an ein »Wissensbilanz – Made in Germany«-Audit
  • Prüfkriterien zur Begutachtung von »Wissensbilanz – Made in Germany«-Moderatoren im Rahmen des Ausbildungsprogramms der Fraunhofer Academy
  • »Wissensbilanz – Made in Germany«-Benchmarking
  • »Wissensbilanz – Made in Germany« und strategisches Management
  • »Wissensbilanz – Made in Germany« und projektbasiertes abgeleitetes Maßnahmenmanagement
  • Neue (dritte) Auflage der »Wissensbilanz – Made in Germany«-Toolbox
  • »Wissensbilanz – Made in Germany«-Roadshows 2010
  • Erfahrungsaustauschrunden u. v. m.

Da ich mit meiner Aufnahme in das AK-WB-Moderatorennetzwerk im April 2009 zum Kreis der Eingeladenen gehöre, freue ich mich auf interessante Begegnungen mit den übrigen Moderatoren und einen anregenden Erfahrungsaustausch in Eschborn.

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