(jm)
»Regional statt global – Innovationen verändern die Globalisierung« lautete der Titel der aktuellen 3sat-Sendung »hitec« vorgestern am 31.10.2011. Im Ankündigungstext heißt es: »Die Ökonomie der Globalisierung ändert sich rapide. Grund dafür sind technische, klimatische und finanzielle Umwälzungen. Selbst in Schwellenländern steigen die Energie-, Transport- und Arbeitskosten ständig. Mancher deutsche Hersteller von Industrie- oder Konsumgütern ist bei der Suche nach immer günstigeren Produktionsbedingungen einmal um den Globus gewandert – um am Ende wieder zu Hause anzukommen, weil die Transportwege und damit die Lieferzeiten zu lang, die Qualität zu unbeständig und die Betriebsabläufe zu kompliziert waren.«
In der Sendung wurden ausgewählte unternehmerische Problemstellungen vorgestellt, beispielsweise:
- Müssen Shrimps unbedingt aus Thailand eingeflogen werden – kann man die nicht auch mit dem richtigen Know-how auf einem Bauernhof in Deutschland züchten?
- Dürfen Hotels, die ihre Gäste zu sparsamem Handtuchverbrauch anhalten, ihre Wäsche nach Polen zum Waschen fahren? Wie lässt sich das mit dem sog. »Klimawandel« vereinbaren?
- Müssen technische Bauteile unbedingt immer in Großserienfertigung in sog. »Billiglohnländern« hergestellt werden, oder sind nicht auch komparative Fertigungs- und Kostenvorteile mit 3D-Druckern in Deutschland möglich?
- Müssen Obst und Fisch unbedingt immer Hunderte von Kilometern herantransportiert werden, oder können nicht auch alte Fabrikhallen vor Ort als sog. »Kombi-Dachfarmen« genutzt werden? –
Nach Jahrzehnten des »Offshorings« erlebt die regionale Wertschätzung gegenwärtig eine Renaissance:
Besonders im deutschen Mittelstand steigt die Zahl der Globalisierungsgegner. Bei vielen Unternehmen reift die Erkenntnis: In Deutschland lässt es sich besser produzieren. Der Schweißraupenhersteller Vietz aus Hannover hat China den Rücken gekehrt. Varta Consumer Batterien ebenso. Auch der Teddyproduzent Steiff lässt nicht mehr in Asien produzieren. Seit geraumer Zeit werden im Jahr etwa 500 Firmen des verarbeitenden Gewerbes gezählt, die wieder zurück in die deutschen Lande kommen. […]
Die Rahmenbedingungen der Globalisierung ändern sich. Neue Technologien schaffen neue Produktionsmöglichkeiten. Es klingt banal und ist trotzdem zentral: Bildung, Forschung und Entwicklung sorgen für Innovationen und Arbeitsplätze in den Regionen. Mit Wissensvorsprung und technologischer Weiterentwicklung erkämpfen sich Regionen innerhalb der globalen Wirtschaft Wettbewerbsvorteile. […]
Gleichzeitig räumt die neue Technik mit dem klassischen Dogma des Industriezeitalters auf, das darauf abzielt, nach nur einem Muster möglichst viele identische Bauteile an einem Ort herzustellen. Lasersintern erlaubt es, in einem Fertigungsprozess viele Varianten zu fertigen. Und das an jedem Ort, an dem ein solch vergleichsweise kleiner 3D-Drucker steht. Weder große Stückzahlen noch billige Arbeitskräfte im Ausland sind mehr notwendig, um Produkte rentabel zu produzieren. Kundenwünsche können von den Unternehmen sofort und individuell umgesetzt werden. An jedem Ort der Welt. Lokale Produktion bekommt so eine ganz neue Bedeutung. […]
Was uns bleibt ist Menschen auszubilden, die in der Lage sind, hochwertige Produkte herzustellen und sie darin fördern, neue Ideen zu entwickeln. Und da gibt es noch viel zu tun (…).
Dem ist kaum etwas hinzuzufügen. Den Wert des Lokalen und Regionalen betone ich seit Jahren. Schön, dass nun auch das öffentlich-rechtliche Fernsehen darauf aufmerksam geworden ist – wenn auch nur in einer winzigen Programmnische. In der 3sat-Mediathek ist das 29-minütige Video zur Sendung derzeit hier noch verfügbar. Sehen Sie selbst.
Ergänzend hierzu der Artikel: »Wissensstandort« Deutschland (02.02.2009)
Und aktuell zur erneuten sog. »Bankenkrise«: Kein Gammesfelder (11.02.2009), sowie: Öfter mal Lineal statt Millionenpaket (22.02.2009)