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Neues Weiterbildungsseminar der »Initiative Wissenschaftsjournalismus«

(jm)

Am 1. Januar 2008 startete an der TU Dortmund die Initiative Wissenschaftsjournalismus. Mit diesem gemeinsamen Projekt – angesiedelt am Lehrstuhl für Wissenschaftsjournalismus – wollen die Robert Bosch Stiftung, der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft und die BASF SE die unabhängige und hochqualitative wissenschaftsjournalistische Berichterstattung in Deutschland stärken. Von Anfang 2008 bis zunächst Ende 2011 bietet die Initiative mehrere Weiterbildungsprogramme und Vernetzungsmöglichkeiten für Wissenschaftsjournalisten in ganz Deutschland an.

Geplant sind unter anderem: Weiterbildungsseminare für Wissenschaftsjournalisten, Mentoringprogramme für junge Wissenschaftler, das jährliche Dialogforum »WISSENSWERTE« sowie Recherche-Stipendien, Journalistenreisen und weitere Veranstaltungen für Wissenschaftsjournalisten.

An insgesamt drei Terminen: 20.-21. Mai, 10.-11. Juni und 01.-02. Juli 2010 findet in Dortmund das nächste Weiterbildungsseminar für Wissenschaftsjournalisten statt. Das Seminar »Wissenschaft Online« besteht aus drei Modulen mit unterschiedlichen Schwerpunkten und will einen kompetenten Onlinejournalismus fördern:

Modul I: Wissenschaft (20.-21.05.): Im Zentrum des ersten Moduls steht die Vermittlung von grundlegenden Kompetenzen im Bereich Wissenschaftsjournalismus. Neben der Kenntnis des Wissenschaftssystems sollen Recherchestrategien erlernt, die Beurteilungsfähigkeit gestärkt und der professionelle Umgang mit Studien und Statistiken vermittelt werden.

Modul II: Journalismus im Web 2.0 (10.-11.06.): Im zweiten Modul werden internetspezifische Kompetenzen vermittelt. Der Fokus: Veränderungen des Journalismus durch das Web 2.0, sinnvoller Einsatz von User Generated Content, Einsatz von Social Media, Umgang mit Interaktivität, verstärkte Nutzereinbindung, Kommunikation mit den Lesern.

Modul III: Crossmedialer Wissenschaftsjournalismus (01.-02.07.): Im dritten Block werden praktische Beispiele zur sinnvollen Einbindung von Multimediainhalten behandelt. Best-Practice-Beispiele machen optimale Dramaturgien nachvollziehbar. Multimediales Storytelling und neue Anforderungen an die redaktionsinterne Organisation durch crossmedialen Journalismus. Verschiedene Case Studies verdeutlichen Möglichkeiten des Einsatzes von Infografiken, Bildern und Video.

Das Seminar richtet sich an feste und freie Online-Wissenschaftsjournalisten aller Mediensparten, die sich beruflich regelmäßig mit wissenschaftlichen Themen beschäftigen. Ausdrücklich angesprochen sind auch jene Journalisten, die diese Themen regelmäßig auch außerhalb eines wissenschaftlichen Fachressorts behandeln (oder künftig behandeln werden). Es sind maximal 12 Plätze zu vergeben. Bis auf einen Eigenanteil von 200 Euro trägt die Initiative Wissenschaftsjournalismus alle Kosten für das sechstägige Seminar (Übernachtung, Verpflegung).

Schriftliche Bewerbungen für die Teilnahme an dieser Seminarreihe sind bis zum 10. Mai 2010 möglich. Details zu den Inhalten des Seminars und den Bewerbungsmodalitäten finden Sie im Infoblatt hier.

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Neue Studie: Qualitätsjournalismus in Deutschland

(jm)
Aktuelle Studie zum Qualitätsjournalismus in Deutschland:
Verlage nutzen Wirtschaftskrise für Redaktionsumbau –  redaktionelle Arbeitsverdichtung birgt Gefahren für journalistische Qualität

Seit Jahren leiden Zeitungen und Zeitschriften unter stark rückläufigen Auflagen und Werbeeinnahmen. Insbesondere junge Lesergruppen – und mit ihnen die Anzeigenkunden – wenden sich von den Printmedien ab. Vor diesem Hintergrund haben viele Verlage die Wirtschaftskrise genutzt, um weitreichende strategische Maßnahmen zu ergreifen: Anzeigen-, Vertriebs- und Herstellungsabteilungen wurden zentralisiert oder ausgelagert. Entscheidender noch: die betriebswirtschaftlichen Maßnahmen haben die Struktur vieler Redaktionen erfasst.

Wie diese neuen Redaktionsformen aussehen und welche Auswirkungen sie auf die journalistische Qualität haben, wurde nun in einer umfangreichen Studie untersucht. Das Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft der Freien Universität Berlin führte diese im Auftrag des Deutschen Fachjournalisten-Verbandes mit finanziellen Mitteln seiner Vorgängerorganisation durch.

Ergebnisse

Drei Trends stellt die Studie heraus: Auslagerungen, Redaktionsfusionen und Redaktionskooperationen sind die zentralen Maßnahmen, durch die Verlage ihre Redaktionen in der Wirtschaftskrise umgebaut haben. Zudem die Erkenntnis, dass es der Branche bislang nicht gelungen ist, ein funktionierendes Geschäftsmodell für Qualitätsjournalismus im Internet zu etablieren.

Beim Outsourcing umgehen Verlage die Tarifbindung, indem sie Teile der Redaktion als selbstständiges Tochterunternehmen auslagern. Redaktionszusammenlegungen, wie bei der Fusion dreier Regionalzeitungen der WAZ und bei den Gruner+Jahr-Wirtschaftsmedien, sollen Kosten sparen, indem die Arbeit auf weniger Köpfe verteilt wird. Artikelsyndizierung und Autorenpools bieten bei der Welt-Gruppe der Axel Springer AG und beim Berliner Verlag/M. DuMont Schauberg neue Möglichkeiten des Austauschs und der Mehrfachverwertung von Artikeln.

Mit diesen Maßnahmen werden zunächst zwar einzelne Titel, Standorte und die lokale Vielfalt gesichert. In der Folge aber dürfte die nationale Vielfalt der Berichterstattung abnehmen, während Agenturabhängigkeit und Selbstreferentialität der Medien zunehmen. Die Verdichtung redaktioneller Arbeit könnte systematisch zu Lasten journalistischer Qualitätsroutinen und Recherche gehen.

Studiendesign

Die Studie des Instituts für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft rekonstruiert die Branchenstrategien der letzten zwei Jahre. Dabei wurden zwei Fälle genauer empirisch untersucht: die Gruner+Jahr-Wirtschaftsmedien sowie der Berliner Verlag/M. DuMont Schauberg. Hierzu führte man zehn Experteninterviews mit führenden Medienmanagern der beiden Verlagshäuser und ihrer Wettbewerber durch. Zur Beurteilung der publizistischen Auswirkungen erfolgten zehn Interviews mit professionellen Mediennutzern und PR-Managern.

Expertenbewertung

Die Verlagsmanager rechneten aufgrund der schlechten Lage der deutschen Presse mit einer weiteren Marktkonzentration. Als Mittel des Kostenmanagements bewerteten sie die geschilderten Strategien insgesamt positiv. Bedenken äußerten sie hinsichtlich der journalistischen Herausforderung, künftig unterschiedlichen Profilen stilistisch gerecht zu werden.

Professionelle Leser, die als PR-Manager Printmedien beruflich nutzen, zeigten Verständnis für die Probleme der Pressekrise und die Maßnahmen der Verlage. Befürchtet wird aber, dass sich die ökonomischen Zwänge mittelfristig negativ auf die journalistische Qualität auswirken. Bereits heute wird eine zu starke Orientierung an vordergründiger Aktualität und vermeintlicher Exklusivität moniert, die zu Lasten gründlicher Recherche und Themenaufbereitung gehe. Wichtig sei, dass auch in Zukunft die Einzelprofile der Blätter erkennbar bleiben – und kein »Einheitsbrei« serviert wird. (Quelle: DFJV)

Die komplette Studie können Sie hier als PDF-Download abrufen.

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